Weser Kurier vom 02. Juli 2005

Abgebrannt und dann gleich wieder aufgebaut

Gartelmanns im Blockland feiern Hausgeburtstag

 

Von unserer Redakteurin Erika Thies

 

Bremen – Blockland. Jan von’n Moor mit seinen Torf schippert nun nicht mehr auf der Semkenfahrt nach Bremen, aber auch ohne ihn ist in Gartelmann’s Gasthof im Blockland meistens sehr viel los. Zwar wurden die Bootsfahrer seltener, das gleichen die Radfahrer, Skater und Wanderer zahlenmäßig aber wieder aus. Und bestimmt haben sich viele treue Gäste schon vorgenommen, jetzt am Sonntag den 100. Geburtstag des traditionsreichen Hauses mitzufeiern.

Wobei der Termin genau genommen etwas früh angesetzt ist. Die alte Gaststätte, ein strohgedecktes niedersächsisches Bauernhaus brannte im Frühjahr 1905 durch Blitzeinschlag ab, und erst im Herbst, also nach erstaunlich kurzer Bauzeit, war das neue Lokal dann fertig: ein stattlicher zweigeschossiger Backsteinbau, mit hohen Räumen, großen Fenstern und mit Hartdach statt mit Strohdach. Drinnen wirtschaftete mit seiner jungen Frau Helena Metta der junge Eigentümer Friedrich Gartelmann.

Sein Vater Philipp Gartelmann hatte die Gastwirtschaft 1868 gegründet. Gleichzeitig betrieb er aber auch seine Landwirtschaft noch weiter. Genau wie nach ihm die nächste und die übernächste Generation. Inzwischen aber fahren die Gartelmanns zweigleisig: Hofbetrieb und Gastwirtschaft laufen getrennt. Auf die dritte Generation – Philipp und Gretchen Gartelmann – folgte im Lokal mit Jürgen und Ingeborg Gartelmann inzwischen die vierte Generation, und mit Jan Gartelmann, dem gelernten Koch und Restaurantfachmann, ist auch die fünfte schon mit angetreten. Von 1975 bis 1996 war die Gaststätte verpachtet. Dann übernahmen die Gartelmanns wieder selbst das Regiment, renovierten die Räumlichkeiten im Stil der Zeit um 1900, bieten rustikale Speisen wie ihre bekannten Bratkartoffeln und – im Winter – braunen Kohl an.

Einkehren bei Gartelmann: Da verklärt sich bei den älteren Bremerinnen und Bremern der Blick. Um 1950 steuerte man dieses Ziel besonders gern mit dem Boot über die Semkenfahrt an. Sehr beliebt war aber auch die Anreise mit der Jan-Reiners-Bahn, uns weiter ging es dann per pedes. Den Kaffee brachte man sich gern mit – als Pulver. Der Kellner brachte ihn dann aufgebrüht an den Tisch zurück. Man schwelgte in Bauernfrühstück und Butterbrot mit Schinken, Mettwurst, Leberwurst oder Sülze. Eine Attraktion der 1960er Jahre waren die Potten-Schippern-Bälle – als Fest zwischendurch in der Bootsfahrt-Saison. Untrennbar verbunden aber war, ist und bleibt Gartelmann’s Gasthof mit dem Schlittschuhlauf. Hier stärkt man sich vorher, nachher oder auch zwischendurch, langt kräftig bei deftigen Mahlzeiten zu, wärmt sich mit Grog und Glühwein auf. Und hier kehrt die Spitze des Eisvereins regelmäßig zum Mittagessen ein, nachdem sie geprüft hat, ob die vereiste Semkenfahrt schon belaufen werden darf – oder nicht.